21. SONNTAG im Jahreskreis
Es ist schon der dritte Sonntag, das wir einen Ausschnitt aus der so genannten „Brotrede“ von Jesus hören. Diese Rede ist nicht leicht zu verdauen. Sie führt zu einer Krise und zu einer Spaltung innerhalb der Anhänger Jesu. „Was er da redet, geht zu weit! So etwas kann man nicht mehr anhören!“
Jesus hat sehr oft herausgefordert. Zum Beispiel wenn er sagt:
- „Wenn dir einer auf die rechte Backe schlägt, halte ihm auch die linke hin“;
- wir sollen lieber selbst Unrecht erleiden, als selbst Unrecht begehen;
- wir sollen auch diejenigen lieben, mit denen wir uns nicht gut verstehen, die uns nicht wohlgesinnt sind, ja wir sollen sogar für unsere Feinde beten;
- Und: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben.“ - „Wie können wir das? Wir sind doch keine Kannibalen“, meinten seine Zuhörer. „Was er da redet, geht zu weit!“
Wenn wir über Gott und den göttlichen Bereich reden, dann fehlen uns die Worte. Hier helfen nur Bildsprache, Metaphern. Das Problem dabei ist, dass man diese leicht falsch versteht, indem man sie wörtlich nimmt. Auch Jesus muss das erfahren, oft sogar:
- In einem nächtlichen Gespräch hat Jesus gesagt, Nikodemus soll ‚neu geboren werden‘. Dieser meint dann: Ein erwachsener Mensch kann doch nicht in den Schoß seiner Mutter zurückkehren!
- Zu der Samariterin am Jakobsbrunnen sagt Jesus, er kann ihr „lebendiges Wasser“ zu trinken geben. Sie meint: Wie kann er das, denn er er hat nicht einmal ein Schöpfgefäß dabei?
- „Will dieser Mensch uns etwa sein eigenes Fleisch zu essen geben?“, Seine Zuhörer verstehen das wörtlich und verstehen deswegen nicht, was Jesus ihnen in dieser Bildsprache sagen will.
„Nehmt und esst, das ist mein Leib“ hören wir in jeder Eucharistiefeier. Verstehen wir Jesus da richtig? Versetzen wir uns in die Situation vom so genannten „Letzten Abendmahl“: Hier tut Jesus etwas ganz Normales, was jeder jüdischer Familienvater beim Ostermahl tut: Er bricht das Brot und teilt es aus. Überraschend ist, dass Jesus dem Ganzen eine eigene Bedeutung gibt: „Nehmt und esst, das ist mein Leib.“ Er sagt nicht, ‚das ist mein Körper‘, sondern mein ‚Leib‘. Leib bedeutet der ganz konkrete Mensch. Jesus sagt also: Das bin ich. Du kannst mich, mein ganzes Leben, mit Brot vergleichen, das stärkt und am Leben hält. Mein Leben wird sogar gebrochen, wie ich dieses Brot jetzt breche, weil ich meinem Auftraggeber, Gott, treu bleibe, trotz Leiden und Tod.“
Und dann fügt Jesus hinzu: „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ Ihr, meine Freunde, sollt genau das Gleiche tun: Ihr sollt füreinander wie Brot sein, euch gegenseitig stärken, füreinander da sein, auch wenn das euch etwas kostet, wenn ihr euch ‚brechen lassen‘ müsst. Ihr sollt so handeln und leben wie ich. In Grunde genommen gibt Jesus uns in jeder Eucharistiefeier, durch die „Wandlungsworte“, einen Auftrag. Es ist sein tiefster Herzenswunsch, den er am Abend vor seinem Tod ausspricht, in einer bildreichen, metaphorischen Sprache.
„Wollt auch ihr gehen?“, fragt Jesus daraufhin seine engsten Freunde. „Zu wem sollen wir gehen?“, fragt Petrus. An wen sonst sollen wir uns in unserem Leben halten? Wer gibt uns sonst Orientierung und einen Halt?
Die Zwölf bleiben nicht bei Jesus, weil sie Jesus besser verstanden hätten als diejenigen, die sich von ihm abwandten. Sie bleiben, weil sie sich im Herzen an ihn gebunden haben. Das, was sie von Jesus gehört, gelernt und erfahren haben, ist ihnen vom Kopf ins Herz gegangen. Seine Worte sind ihnen „Worte des Lebens“ geworden.
Es geht nicht darum, dass wir bestimmte Worte von Jesus als „Wahrheiten“ annehmen. Er möchte eine ganz persönliche Beziehung mit uns. “Wer mit mir nicht eine so innige Gemeinschaft hat wie die aufgenommene Nahrung mit dem Körper, findet nicht das Ziel seines Lebens.“ Kein anderer Religionsgründer hat so etwas verlangt. Sie wollten nur, dass ihre Anhänger ihre Lehre übernehmen. Jesus will mehr.
Die Tatsache, dass wir uns hier versammelt haben, zeigt, dass wir gewillt sind, unser Leben in Verbindung mit Gott und mit Jesus zu gestalten. Es ist eine Frage der Treue. Treue muss ich immer wieder wahr machen. In jeder neuen Lebenssituation muss ich mich für Jesus entscheiden, bestätigen, dass ich an ihn glaube, dass nur er mir den richtigen Weg weist, der zu Gott führt.